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In der vergangenen Woche gab es für die Freunde des Torwartspiels einen besonderen Leckerbissen. Im Champions-League-Achtelfinalspiel zwischen dem französischen Meister Paris St. Germain und dem spanischen Spitzenklub FC Barcelona standen sich mit Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona) und Kevin Trapp (PSG) zwei der besten Torhüter gegenüber. Deshalb war dieses Spiel ein guter Anlass für uns, das Torwartspiel der beiden deutschen Spitzentorhüter, die man ansonsten im deutschen Fernsehen zu wenig sieht, einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Goalguard präsentiert euch zunächst die Ergebnisse der Untersuchung des Torwartspiels von Marc-Andre ter Stegen.

Anteile der verschiedenen Torwartbereiche

Betrachtet man die Anteile der verschiedenen Torwartbereiche, so ist zu erkennen, dass der Anteil an Abwehraktionen in ter Stegens Spiel relativ gering ist (16 Prozent), und das bei einem Spiel, bei dem er für seine Verhältnisse überraschend oft Bälle abwehren musste. Bei insgesamt 47 Ballkontakten in diesem Spiel bestanden seine Hauptaufgabe zu 84 % aus Mitspielaktionen (42 %) und der Spieleröffnung (42 %).

Abwehrende Aktionen

Wie das Ergebnis (4:0) zeigt, brannte Paris Saint-Germain in diesem Spiel gegen den FC Barcelona ein Feuerwerk ab. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Marc-Andre ter Stegen deutlich häufiger als Trapp sein ganzes Können unter Beweis stellen musste. Trotz der vier Gegentore lieferte er eine gute Leistung ab und verhinderte eine noch höhere Niederlage. Bereits in der 10.min konnte er einen Ball gerade noch mit der Hand ablenken, den anschließenden Nachschuss, der flach auf den Körper kam, meisterte er souverän. In der 18. Min war er erstmals geschlagen. Di Maria zirkelte einen Freistoß aus 17 m über die Barca-Mauer ins lange Eck, für ter Stegen nicht haltbar. Einen scharf geschossenen Schuss in Hüfthöhe (21. min) brachte er hingegen sicher unter Kontrolle. In der 34. Min lenkte er in der Standzone einen Schuss von Draxler aufrecht stehend mit einer Hand ins Seitenaus. Zum zweiten Mal rappelte es in der 40. min im Barca-Tor. Verratti bediente auf der rechten Seite Draxler, der auf 11 m eiskalt ins lange Eck verwandelte – wiederum keine Chance für ter Stegen. In der 56. min war es erneut di Maria, der den Deutschen mit einem Bogenball in den Winkel aus ca. 20 m Entfernung zum 3:0 überwand. Eine Flanke Meuniers von der rechten Seite faustete ter Stegen in der 65. Min sicher zur Seite. Das Endergebnis war in der 72. min perfekt. Cavani donnerte nach einem Pass durch die Mitte den Ball aus 11 m wuchtig ins kurze Eck. Festzuhalten bleibt: Bei keinem der Tore hatte der Ex-Gladbacher den Hauch einer Chance.

Torwart Marc-Andre ter Stegen beim Champions League Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Barcelona am 28.09.2016

Viel interessanter ist aber, einen Blick darauf zu werfen, wie ter Stegen bei Abwehraktionen agiert. Sein Stil hat große Ähnlichkeit mit dem eines Handballtorhüters. Bei Torgefahr sucht er schnell die richtige Grundposition und baut Körperspannung auf. Zumindest bei Aktionen von der Seite oder aus dem Halbfeld bleibt er fast immer aufrecht stehen und versucht, den Ball mit der Hand oder mit dem gebeugten, ausgestreckten Bein fast im Spagat abzuwehren. Meist nimmt er auch noch nach der Aktion eine aufrechte Körperhaltung ein. Auf diese Weise erreicht er eine optimal große Körperfläche. Auffällig ist außerdem seine relativ breite Beinstellung.

Mitspielende Aktionen

Dass Marc-Andre ter Stegen überragende fußballerische Fertigkeiten besitzt, ist allgemein bekannt. Deshalb suchen ihn seine Mitspieler ständig als Anspielstation. Insgesamt 20-mal musste er auf ihn gespielte Rückpässe verarbeiten. Äußerst selten schlägt er nur in Drucksituationen den Rückpass klärend nach vorne. Normalerweise bevorzugt er den Kurzpass zum Mitspieler, um den Ball sicher in den Reihen der eigenen Mannschaft zu halten. Diese Spielweise praktiziert er teilweise extrem. Selbst wenn der Gegner in hohem Tempo presst und ter Stegens Mitspieler nach dem Zuspiel sofort unter Druck setzen, spielt er den Mitspieler an oder überlobbt gegnerische Spieler. Frei von Risiken ist diese Spielweise sicherlich nicht. Aber mit seinen überragenden Fähigkeiten in diesem Bereich ist er in der Lage, selbst unter Druck die Pässe kontrolliert zu spielen. Es ist bemerkenswert, mit welch feinem Fuß der Deutsche in Diensten der Katalanen bei diesen Aktionen agiert. 34 Pässe spielte er in dieser Partie. Dabei erreichte er eine Passquote von 88 %, die deutlich macht, wie sicher ter Stegen im Spiel mit dem Fuß agiert. Es gibt nur wenige Torhüter, die diese Spielweise so hervorragend beherrschen und so häufig einsetzen wie der Ex-Gladbacher.

Von den drei lang gespielten Bällen nach einem Rückpass erreichten zwei den Mitspieler, nur ein Ball landete beim Gegner. Auch dieser Wert zeigt, wie zielgenau und sicher Marc-Andre ter Stegen Rückpässe verarbeitet.

Spieleröffnung

Wie die Grafik zeigt, bevorzugte ter Stegen bei der Spieleröffnung am Boden ausnahmslos das kurze Zuspiel auf einen Mitspieler. Selbst in Extremsituationen, wenn die gegnerischen Stürmer förmlich auf dieses Zuspiel lauerten, erfolgte meist dieses Anspiel. In solchen Fällen setzten sich die Außenspieler außerhalb der Strafraumes seitlich fast in die Nähe der Torauslinie ab, um dem Druck der gegnerischen Spieler zu entgehen. Einen mit den Händen abgefangenen Ball hingegen rollte er zumeist einem Mitspieler zu.

Fazit

Ter Stegens Torwartspiel entspricht exakt der Spielphilosophie von Barca, den Ball nach Ballbesitz möglichst sicher in den eigenen Reihen zu halten. Seine überragenden fußballerischen Fertigkeiten machen ihn zu einem ständigen Anspielpunkt für seine Mitspieler, wenn sie unter Druck geraten. Selbst beim schnellen Anlaufen der gegnerische Stürmer bleibt er ruhig und löst die Situation meistens über ein Kurzpassspiel mit seinen Mitspielern oder mit einem gechippten Ball zu einem weiter entfernten Teamkameraden.

Analyse Marc-Andre ter StegenFC Barcelona

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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