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Detaillierte Statistiken zu einem Spiel oder zu einzelnen Spielern zu erfassen, ist längst zum festen Bestandteil des Fußballs geworden. Mit der Datenerfassung unterstützt z.B. der Datenermittler Opta Vereine, Medien und Fans dabei, das Geschehen auf dem Rasen besser verstehen und einordnen zu können. Viele Teilaspekte des Spiels können inzwischen erfasst werden: Ballkontakte, Laufstrecken, Zweikämpfe, Ballbesitz, Anzahl der Torschüsse oder Flanken und vieles mehr. Die Daten verheißen Vorteile bei der Vorbereitung auf den Gegner, Eigenanalyse und gar bei Spielereinkäufen. Doch wie aussagekräftig sind sie wirklich?

Im Torwartbereich spielen vor allem die folgenden Kriterien bei der Erfassung und Bewertung einer Torhüterleistung eine Rolle: Die Anzahl der Gegentore, der zu-Null-Spiele, der abgewehrten Schüsse, der vereitelte Großchancen, der Ballkontakte, die Paraden- und Passquote sowie die Strafraumbeherrschung. Sicherlich können diese Informationen sinnvoll sein, wenn sie richtig aufgearbeitet werden. Das wirkliche Leistungsvermögen eines Torhüters spiegeln sie aber nur bedingt wieder.

Manuel Neuer im Spiegel der Zahlen

Mit wie viel Vorsicht die ermittelten Zahlen als Kennzeichen für die Qualität eines Keepers zu bewerten sind, macht das Beispiel von National- und Welttorhüter Manuel Neuer deutlich.

Ein Blick auf die Anzahl der zu-Null-Spiele zeigt, dass Neuer in dieser Saison gerade mal auf vier zu-Null-Spiele kam. Ein Wert, der im Mittelfeld der Liga angesiedelt ist. Auch bei der Anzahl an Gegentoren erreicht er mit 25 Gegentoren nur Platz fünf, im Vergleich mit den Torhütern anderer Spitzenvereine liegt sein Wert höher. Denn außer Dortmund, (26 Tore) haben alle Torhüter anderer Spitzenklubs weniger als 20 Tore hinnehmen müssen.

Nicht anders sieht es aus bei den Statistiken zu Paraden und abgewehrten Schüssen. Die Tabelle der Paradenquote führt aktuell Koen Casteels (VfL Wolfsburg) mit 71,9 % vor Rafal Gikiewicz (FC Augsburg, 70,1 %) und Stefan Ortega (Arminia Bielefeld, 69,5 %) an. Mit einer Paradenquote von 63,2 % rangiert Neuer deutlich dahinter. Diese Quote reicht für ihn gerade mal zum 13. Platz unter den Bundesliga-Keepern. Ähnlich verhält es sich bei der Quote an abgewehrten Schüssen. Mit 64,3 % nimmt er wiederum nur Rang 13 ein.

Allein bei der Vereitelung von Großchancen liegt Neuer im Vorderfeld der Bundesliga-Schlussmänner. Mit einer Quote von 41,7 % behauptet er knapp vor Lukas Hradecky (Bayer Leverkusen, 41,2 %) Platz drei, hinter Stefan Ortega (Arminia Bielefeld, 45,7 %) und Frederik Rönnow (Schalke 04, 43,8 %).

Taugen statistische Werte zur Bewertung von Torhütern?

Nimmt man allein diese statistischen Werte als Grundlage zur Beurteilung, wäre Manuel Neuer wohl schwerlich ein Kandidat für höhere Aufgaben. Offensichtlich gehören aber zum Torwartspiel Faktoren, die wichtiger sind als Zahlen, jedenfalls die, die sich erheben lassen. Seine körperliche Präsenz, seine Ausstrahlung, seine Autoritäts- und Stürmer-Einschüchterungsquote liegt weiterhin stabil über 100 Prozent. Statistische Werte mögen für Reporter und Medien interessant sein, weil sie Fachkenntnis und fundierte Beurteilungskriterien vorgaukeln. Sie suggerieren eine Objektivität, die einem fachmännischen Blick nicht stand halten und deshalb nur bedingt dazu tagen, die Qualität eines Torhüters zu bewerten. Das zeigt das Beispiel Neuer eindeutig. Allein die Erfassung von Zahlen reicht nicht zur Beurteilung eines Keepers, weil sie z.B. nicht das Abwehrverhalten der Mitspieler miteinbeziehen, vom dem ein Torhüter aber in starkem Maß mit abhängig ist, wenn es um die Anzahl an Gegentoren oder zu-Null-Spielen geht.

Auch die statistische Ermittlung von Paraden oder abgewehrten Schüssen allein berücksichtigt nicht, wie frei der Schütze vor dem Tor stand, aus welcher Distanz oder aus welchem Winkel der Schuss abgegeben wurde und ob der Torhüter überhaupt eine Abwehrchance hatte. Diese Umstände entscheiden aber in starkem Maß darüber, wie hoch der Prozentwert an abgewehrten Schüssen ausfällt. Ein kritischer Umgang mit statistischen Werten ist also durchaus angebracht.

Blickpunkt 1. BundesligaAnalyseManuel NeuerFC Bayern München

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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