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Seit vielen Jahren sind sie ein häufiger auftretender Bestandteil des Fußballs. Die Rede ist von der Rudelbildung und vom Reklamieren. Nach einer vermeintlich umstrittenen Entscheidung des Schiedsrichters rennen mehrere Spieler wild gestikulierend auf dem Mann in Schwarz zu, reklamieren heftig und bedrängen sichtlich erregt den Schiedsrichter, der in ihren Augen eine falsche Entscheidung getroffen hat. Könnte man bei einer klaren Fehlentscheidung noch ein gewisses Verständnis für dieses Verhalten aufbringen, hat sich inzwischen eine Kultur entwickelt, dass fast jede Entscheidung des Schiedsrichters zum Anlass genommen wird, dagegen zu reklamieren. Und noch schlimmer: Selbst bei klarstem Foulspiel wird der Schiedsrichter mit einer fast unerträglichen Unschuldsgestik des Übeltäters bedrängt.

Um Schiedsrichter zukünftig besser zu schützen, formulierte der DFB für die Rückrunde die klare Anweisung, zukünftig gegen Undiszipliniertheiten, Rudelbildung und Gemecker gnadenlos vorzugehen. Der erste Torhüter, der wohl testen wollte, ob die Anweisungen des DFB von den Schiedsrichtern auch umgesetzt werden, war Bochums Torhüter Manuel Riemann. Im Zweitligaspiel Arminia Bielefeld gegen den VfL Bochum am vergangenen Dienstag protestierte er so lautstark gegen eine Entscheidung von Schiedsrichter Robert Kempter, so dass er vom Unparteiischen die Gelbe Karte erhielt. Damit aber nicht genug. Riemann wollte weiterhin mit dem Lamentieren gar nicht mehr aufhören und beklatschte zudem höhnisch die Entscheidung des Schiedsrichters. Kempter erinnerte sich daraufhin in der 84. Minute wohl an die neue Anweisung und zeigte Riemann völlig zu Recht Gelb-Rot. Die Folge für die Bochumer: Für den Rest des Spiels stand Mittelfeldspieler Vitaly Janelt zwischen den Pfosten.

Man muss wahrscheinlich nicht lange warten, bis die Kritiker dieser Regelung sich zu Wort melden. Wahrscheinlich werden wie oft in diesem Fall wieder die Begriffe „fehlendes Fingerspitzengefühl“ oder „der weiterer Verlust an Emotionalität im Fußballsport“ beklagt. Schließlich sei der Fußballsport ein emotionaler Sport, bei dem die Emotionen sehr schnell hochkochen, und zwar sowohl beim Publikum, beim Trainer, bei den Vereinsangehörigen als auch bei den Spielern. Bei allem Verständnis für diesen Standpunkt. Dürfen Emotionen für respektloses Verhalten gegenüber dem Schiedsrichter herhalten?

Unbestritten dürfte sein, dass es dieselben Emotionen auch in anderen Sportarten gibt. Betrachtet man allerdings den Umgang der Spieler mit dem Schiedsrichter z.B. bei der eben zu Ende gegangenen Handball-EM, ist man erstaunt, dass die Spieler offensichtlich ganz ohne rülpelhaftes Verhalten gegenüber dem Schiedsrichter auskommen. Entscheidungen werden allenfalls mit Kopfschütteln kommentiert, meist aber unkommentiert zur Kenntnis genommen. Oder hat jemand Rudelbildung oder sogar ein Berühren des Schiedsrichters bei der Handball-EM gesehen? Oder wahrgenommen, dass ein Handballer nach einem Foulpfiff den Ball so lange nicht hergegeben hat, bis die Mitspieler nach hinten gelaufen sind? Warum? Wer beim Handball nach einem Pfiff den Ball nicht sofort fallen lässt, muss mit einer Zeitstrafe vom Feld. Fehlverhalten wird klar sanktioniert. Beim Fußballsport hingegen sind unfaires Verhalten wie „Schwalben“ oder zunehmend wieder das Ballwegschlagen, Gemecker und Gejammer gegenüber Unparteiischen an der Tagesordnung. Warum eigentlich? Heftiges Kritisieren wird im Fußballsport meist toleriert, wenn man sich wieder beruhigt und das Spiel normal weiter läuft. Erst bei weiterem Reklamieren sanktioniert der Schiedsrichter mit Gelb. In keiner anderen Sportart nehmen sich Sportler gegenüber dem Spielleiter so viel Respektlosigkeit heraus!

Deshalb gehen die Anweisungen des DFB zum Schutze der Schiedsrichter in die richtige Richtung. Viele andere Sportarten zeigen uns längst, wie es sein muss: Der Schiedsrichter entscheidet, und die Spieler setzen die Entscheidung um. Insofern wäre es wünschenswert, dass hartes Durchgreifen nicht nur angekündigt, ein paar Mal umgesetzt wird und dann die Sache wieder einschläft. Die härtere Regel-Auslegung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Weiter so, Herr Kempter!

Blickpunkt

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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