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Es gibt Fußballspiele, die können einen Spieler zum Helden und Verlierer zugleich machen. So geschehen am Mittwochabend in der Partie zwischen Spanien und der Slowakei, oder besser gesagt zwischen Spanien und dem slowakischen Schlussmann Martin Dúbravka. Ein Remis hätte den Slowaken gereicht, um ins Achtelfinale einzuziehen. Nach den bisher eher mäßigen Auftritten der Spanier schien dies nicht gänzlich unmöglich. Aber das spanische Team legte von Anfang engagiert los, denn bei ihnen ging es „um Sein oder nicht Sein“, wie die spanische Sportzeitung Marca titelte. Spanien agierte vom Anstoß weg mit einem sehr hohen Pressing, gerade die vordere Dreierreihe um Morata, Sarabia und Gerard macht ordentlich Druck.

Bereits nach zehn Minuten war schon klar, an wem Sieg, Remis oder Niederlage der Slowaken hängen würde: an ihrem Torwart Martin Dúbravka! Beispiele gefällig:

  • Fünfte Minute: Gerard bedient links im Strafraum Morata, der den Ball aus spitzem Winkel aufs Tor donnert. Dúbravka faustet den Ball zur Seite, der Nachschuss wird geblockt.
  • Sechste Minute: Nach einem Doppelpass mit Pedri passt Gerard den Ball nach innen, seine Hereingabe wird allerdings zur leichten Aufgabe für Dubravka.
  • Achte Minute: Pablo Sarabia flankt einen Ball fast ein bisschen lustlos in den Strafraum, Dúbravka packt fest zu und sichert den Ball.

Der erste Treffer der Spanier scheint nur eine Frage der Zeit. Als schienen die bisherigen Beweise der Leistungsstärke ihres Torhüters nicht zu genügen, verschafft Jakob Hromada seinem Torwart eine neue Gelegenheit, seine Klasse unter Beweis zu stellen, indem er den Spanier Koke im Strafraum zu Fall bringt: Elfmeter. Morata schießt den Strafstoß halbhoch und scharf in die von ihm aus linke Torecke, Dúbravka pariert aber erneut hervorragend. Die Abwehraktionen des slowakischen Keepers setzen sich auch in der Folgezeit fort. Eines scheint klar: Wenn die Spanier ein Tor erzielen wollen, brauchen sie Hilfe von außen, aus eigener Kraft schaffen sie es nicht gegen den slowakischen Schlussmann.

Nun beginnt die eigentliche Tragik, denn diese notwendige Unterstützung bekommen sie ausgerechnet von dem gegnerischen Spieler, der ihnen fast im Alleingang Paroli geboten hatte, nämlich von Martin Dúbravka! Es ist die 30. Minute. Der Spanier Pablo Sarabia trifft zunächst aus 16 Metern die slowakische Latte, der Ball springt von dort aus hoch in die Luft. Sowohl die slowakischen als auch die spanischen Spieler schauen allesamt in den Himmel und verfolgen die Flugrichtung des Balles. Der Ball senkt sich zurück in den Strafraum, und zwar auf die Latte zu. Dubravka springt in die Luft und will mit der Faust fast im Stil eines Volleyballspielers klären, doch der Ball springt unglücklich ins eigene Netz. Was für ein kurioses Eigentor vom bisher besten Mann auf dem Platz! Das ZDF zeigt vor Schreck ein 1:0 für die Slowakei an. Zur Ehrenrettung des Keepers muss angefügt werden, dass die Sonne auf das Stadion in Sevilla knallte und der Torwart möglicherweise von der Sonne geblendet wurde. Anders ist die Aktion kaum zu erklären.

Als würde diese großzügige Hilfestellung dem slowakischen Schlussmann nicht genügen, schiebt er in der 45. Minute noch einen weiteren Beweis seiner Großherzigkeit hinterher. Ein Abwehrspieler kann den Ball nicht richtig aus dem Strafraum klären. Der ca. 23 m vor dem Tor platzierte Pedri nimmt den Ball auf und spielt ihn auf den durchstartenden Gerard, der in Richtung 5-m-Raum läuft. Dúbravka stürzt nach vorne und drängt den Angreifer zur Seite ab. Anstatt sofort in sein Tor zurückzukehren, versucht er Druck auf Gerard auszuüben, ohne dass es ihm dies wirklich gelingt. Gerard erkennt die Situation aus dem peripheren Blickwinkel, dreht sich und lupft den Ball über Dúbravka hinweg auf Höhe der 5-m-Linie, von wo aus ihm Laporte gegen die Laufrichtung des zurückeilenden Keepers einköpft.

Das Schicksal der Slowakei ist nun besiegelt. Nach dem Wiederanpfiff wird das Debakel vollendet, die Spanier schießen ein drittes Tor, ein viertes, ein fünftes, ohne dass Dúbravka den Hauch einer Abwehrchance gehabt hätte. Die Slowakei ist damit aus dem Turnier. Aus dem Helden der Anfangsphase ist eine tragische Figur geworden. Das ist das Schicksal eines Torhüters. Eine weitere Erkenntnis zeigt dieses Spiel aber zudem deutlich: Man braucht eben doch mehr als einen Mann, um ein Fußballspiel zu gewinnen.

Blickpunkt

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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