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Es war die 71. Minute im Spiel Holstein Kiel gegen Werder Bremen. Beim Stande von 2:1 für die Hausherren greift Kiels Schlussmann Thomas Dähne einen flachen Steilpass mit lang gestreckten Armen an. Gleichzeitig versucht sein Mitspieler Stefan Thesker, den Ball gegen den ihn bedrängenden Werder-Angreifer Romano Schmid abzusichern. Beim Sprung über seinen herauseilenden Keeper trifft er Dähne mit seinem Bein am Kopf. Der 27-jährige Kieler Schlussmann bleibt benommen am Boden liegen. Fast vier Minuten lang wird er auf dem Rasen behandelt, benommen und orientierungslos sitzt er neben dem Tor. Von Helfern gestützt, wird er anschließend in die Umkleidekabine geführt. Eine Kontrolluntersuchung im Krankenhaus zeigt: Dähne erlitt in dieser Szene eine Gehirnerschütterung.

Nicht selten sind Torhüter von Kopfverletzungen betroffen, wenn sie in schwierigen Situationen Kopf und Kragen riskieren. Viele Keeper schütteln sich nach einer kurzen Behandlung und spielen weiter. Dieses Verhalten ist nicht ganz ungefährlich, wie neue medizinische Erkenntnisse in den vergangenen Jahren ergaben.

Gehirnerschütterungen können Langzeitfolgen verursachen

Wer mit einer Gehirnerschütterung weiterspielt, riskiert eine Beeinträchtigung der Hirnfunktion. "Eine Gehirnerschütterung ist zweifellos eine ernsthafte Verletzung, die angemessen behandelt werden muss", sagte Tim Meyer, der Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft. Trotzdem sind in der laufenden Bundesliga-Saison schon mehrfach Spieler nach Kopfverletzungen aufs Feld zurückgekehrt. Einige mussten später mit Beschwerden ausgewechselt werden, beim Bielefelder Torwart Stefan Ortega wurde nach der Partie eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Mediziner warnen, dass ein weiterer Kopftreffer bei einer Gehirnerschütterung zum lebensgefährlichen "Second Impact Syndrome" führen kann. Bei diesem Syndrom schwillt das Hirn rasch an, nachdem der Sportler eine zweite Gehirnerschütterung erlitten hat, bevor die erste vollständig ausgeheilt war. Mehrere Studien geben zudem Hinweise darauf, dass wiederholte Kopfverletzungen zu Langzeitfolgen wie Demenz führen können. Inga Koerte, eine weltweit anerkannte Neurowissenschaftlerin, warnt vor einer weiteren Gefahr: „Wenn man eine zweite Gehirnerschütterung bekommt, bevor die erste auskuriert ist, kann man daran direkt versterben.“

Doch damit nicht genug. Es gibt Hinweise darauf, dass weitere Verletzungen drohen, wenn ein Spieler zu früh auf den Platz zurückkehrt. Weil bei einer möglichen Verletzung die fußballspezifische Koordination eingeschränkt ist, können durch unkoordinierte Bewegungen weitere Verletzungen die Folge sein.

Andere Nationen sind schon weiter

Der US-Sport nimmt Kopfverletzungen bereits ernster und ist schon weiter. Ein unabhängiger Arzt entscheidet bei Kopfverletzungen ohne Zeitdruck, ob ein Sportler weiterhin einsatzfähig ist. In England sind außerdem Auswechslungen nach Kopfverletzungen möglich, auch wenn das Wechselkontingent bereits ausgeschöpft ist. Dass das Wohl der Sportler im Mittelpunkt steht, ist auch das wichtigste Anliegen von Union-Torhüter Luthe: "Wir sollten nicht mit Scheuklappen durch die Gegend laufen, sondern offen sein für neue Erkenntnisse der Wissenschaft", sagt der Torhüter: "Da bricht sich keiner einen Zacken aus der Krone."

Fußballer stellen sich gerne als starke Männer dar, die sich auch von Verletzungen nicht aufhalten lassen. In der Macho-Welt des Fußballs werden solche Geschichten zudem oft heroisiert und als besonders männlich dargestellt. Auch gibt er Trainer, die in dieser Situation „Eier“ fordern. Ein Umdenken wäre angebracht, denn die neuen Erkenntnisse zeigen, dass Kopfverletzungen nicht bagatellisiert werden dürfen.

Torwartspiel

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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