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Diesen Vortrag über die „Raumverteidigung“ hielt Thomas Schlieck im Rahmen eines Torwarttrainer-Seminars in Tettnang, das von Safehands / the art of goalkeeping veranstaltet wurde.

Thomas Schlieck arbeitet zu diesem Zeitpunkt als Torwart-Koordinator beim mehrmaligen deutschen Meister und Champions-League-Sieger Borussia Dortmund. Zuvor war er in derselben Funktion bei RB Leipzig und Schalke 04 tätig. Über zehn Jahre trainierte er zudem die Torhüter von Arminia Bielefeld. Zu Beginn seiner Präsentation stellte er die Struktur des Torwartbereichs bei Borussia Dortmund dar. Neben Teddy de Beer und Matthias Kleinsteiber im Profibereich sind weitere vier Torwarttrainer im Jugendbereich hauptberuflich beim BVB beschäftigt. Zusätzlich wird das Team unterstützt durch einen Athletiktrainer, einen Sportpsychologen, Physiotherapeuten, einen Pädagogen und durch Videoanalyse.

Anschließend zeigte Schlieck auf, welche Leitlinien das Torwarttraining des BVB bestimmen. Grundsätzlich wird in Offensiv- und Defensivspiel unterschieden. Diese beiden Oberbegriffe sind dann weiter unterteilt: In der Defensive in Tor- und Raumverteidigung sowie in der Offensive in Aktionen mit dem Fuß bzw. mit der Hand. Diesen genannten Unterbegriffen sind alle möglichen Torhüteraktionen zugeordnet. Im nächsten Schritt ging der 47-Jährige auf die Grundsätze ein, die sowohl bei der Tor- also auch Raumverteidigung in der Torhüter-Ausbildung beim BVB festgelegt sind. Er nannte unter anderem als Prinzipien „Torverteidigung geht vor Raumverteidigung“ und „Antizipieren statt Spekulieren“. Orientierung für die BVB-Torwarttrainer sind außerdem die sieben Prinzipien des Torwartspiels, die Hans Leitert in seinem Buch aufgestellt hat, sowie die gemeinsamen Richtlinien, wie sich die Torhüter im Raum verhalten sollen, um die optimale Ausgangsposition für klare Entscheidungen zu finden. Auch für das Offensivspiel gelten bestimmte Grundsätze. Hierzu gehören z.B. die Forderungen, die optimale Position zur Kette einzunehmen, immer anspielbar zu sein, zuerst den Blick in die Tiefe zu suchen oder die ständige Vororientierung.

Einen großen Stellenwert nimmt im Torwartbereich der Borussia die Videoanalyse ein. Um das Verhalten der einzelnen Torhüter analysieren und einheitlich bewerten zu können, wurden Kriterien erarbeitet, nach denen die Torhüter bewertet werden. Bei der Torverteidigung sind dies folgende Prinzipien: Optimale Position und Distanz, Stehen im Gleichgewicht, richtiger Auftakt, Fangfehler, Mut, Fokus, Entscheidung in der Raumverteidigung und andere. Manche Gesichtspunkte, wie z.B. optimale Position und Distanz sowie die Entscheidung, sind auch Beobachtungspunkte bei der Raumverteidigung. Als weitere Aspekte kommen Entschlossenheit sowie Fangen und Fausten unter Druck hinzu. Anhand dieser Bewertungskriterien kann mit Hilfe einer standardisierten Vorlage aus möglichst objektiven Fakten ein Profil jedes Torhüters erstellt werden, aus dem ersichtlich wird, wo seine Stärken beziehungsweise Schwächen liegen. Diese Daten sind wichtig für die weitere Trainingssteuerung. Außerdem bilden sie eine gute Grundlage für Gespräche zwischen Spielern und Trainern, weil mit den Daten das Leistungsvermögen und damit auch die Selbsteinschätzung des Torhüters objektiviert werden können. Zur Trainingssteuerung arbeitet das Torwart-Trainerteam zusätzlich mit einem Online-Kalender, in den alle Torwarttrainer die Trainingsschwerpunkte prozentual eintragen, an denen sie im Training gearbeitet haben. Ein Programm rechnet dann aus, wieviel Prozent der Trainingszeit in den einzelnen Bereichen trainiert wurde. Mit Hilfe der Auswertungsergebnisse kann man erkennen, in welchen Bereichen möglicherweise Nachholbedarf besteht oder überproportional viel gearbeitet wird. Thomas Schlieck legt dann als Torwart-Koordinator fest, in welchen Trainingsschwerpunkten kurz-, mittel- oder langfristig gearbeitet werden soll.

Anhand zweier Spielanalysebogen zu Roman Bürki aus der Saison 2014/15 (noch beim SC Freiburg) und der Saison 2015/16 stellte Schlieck gegenüber, wie mit den standardisierten Vorlagen die Aktionen erfasst und die Fehler Rubriken zugeordnet werden können. Im Vergleich der Ergebnisse der beiden Analysebogen machte er deutlich, in welchen Bereichen bei Roman Bürki eine Entwicklung stattgefunden hatte und wo er zum damaligen Zeitpunkt noch Schwächen hatte.

Zum Schluss gab Thomas Schlieck noch anhand von Videosequenzen Einblicke in die Trainingsarbeit beim BVB. Besonders wichtig sind für ihn im Trainingsalltag Komplexübungen, also die Verbindung von Torverteidigung und Spieleröffnung, sowie Übungen, bei denen Torhüter Entscheidungen treffen müssen. Allerdings machte er deutlich, dass die Torhüter die jeweiligen Spielsituationen nur dann erfolgreich bewältigen können, wenn ihnen zuvor Lösungsstrategien vermittelt wurden, mit denen sie die Situationen richtig lösen können. Mit verschiedenen Videosequenzen aus der BVB-Trainingsarbeit machte er anschaulich, wie die Komplexübungen und Übungen zur Entscheidungsfindung in Dortmund gestaltet sind.

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Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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