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Gladbachs Schlussmann Yann Sommer gilt als mitspielender Torhüter, der intensiv ins Spielgeschehen seiner Mannschaft eingebunden ist. Bei der WM 2018 in Russland hatte er als Torhüter der Schweizer Nationalmannschaft mit durchschnittlich 42,3 Ballkontakten pro Spiel die höchste Quote aller WM-Torhüter. Und auch in seinem Verein Borussia Mönchengladbach zählt er zu den Torhütern mit den meisten Ballkontakten in der Bundesliga.

Hradecky mit 71 Ballkontakten im Spiel

Am vergangenen Wochenende kam der Schweizer Nationaltorhüter bei der Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen (1:3) wiederum auf 44 Ballkontakte. Trotz dieses guten Wertes übertraf ihn sein Gegenüber Lukas Hradecky jedoch bei weitem. 71 Ballkontakte hatte der finnische Nationaltorhüter in Diensten des Werksclub in diesem Spiel vorzuweisen, 27 mehr als Yann Sommer. Und das bei höherem Ballbesitz von Bayer 04 (55 %), oder vielleicht gerade deshalb. Eine unglaublich hohe Zahl für einen Torhüter, der bisher nicht als Inbegriff des modernen Torhüters galt. Überraschend kommt der Wert jedoch nicht, wie ein Blick auf den bisherigen Saisonverlauf zeigt. Mit 52 Ballkontakten pro Spiel hat der Bayer-Schlussmann den höchsten Durchschnittswert, kein Bundesligatorhüter berührt den Ball mehr als Lukas Hradecky.

Auch überaus hohe Passquote

Noch einen weiteren Spitzenplatz hält der Finne inne. Mit 41 Pässen in 90 Minuten spielt kein Torhüter der Liga mehr Pässe als er. Am Beispiel von Lukas Hradecky lässt sich gut aufzeigen, wie die Spielphilosophie eines Trainers auch das Spiel des Torhüters entscheidend prägt. Zwei weitere Werte machen dies deutlich. Gegenüber seiner letzten Saison 2017/18 bei seinem früheren Arbeitgeber Eintracht Frankfurt stieg die Zahl seiner Pässe in seiner Zeit bei Bayer 04 um 25 %. Die Zahl zeigt, dass ein Torhüter im Spielsystem von Peter Bosz besonders gefordert ist. „In unserem Spielsystem ist der Torhüter der erste Aufbauspieler, der auch nach Rückpässen das Spiel sinnvoll fortsetzen muss. Durch diese Aufgabe bekommt unser Torhüter logischerweise viel mehr Ballaktionen“, erklärte Bayer-Torwarttrainer David Thiel im Februar im Interview mit Goalguard. Anders ausgedrückt: Hradecky hat als erster Aufbauspieler seiner Mannschaft und als Anspielstation bei Rückpässen in hohem Maße die Rolle des ehemaligen Liberos übernommen. Durch die durch ihn gewonnene Überzahl bei Ballbesitz erreicht sein Team eine hohe Ballkontrolle, durch die der Gegner durch ein geschicktes Pass- und Kombinationsspiel müde gespielt und durch Überzahl am Flügel überrumpelt werden kann.

Kurzpassspiel statt langen Bällen

In welchem Maße Hradecky seine gewohnte Spielweise bei Bayer 04 verändern musste, zeigt der Blick auf den zweiten Wert. Während der Anteil der langen Pässe in Frankfurt bei 64,7 % lag, ist dieser Wert beim Werksclub mit 35 % deutlich niedriger. Die Erklärung dafür ist klar: Das Spiel von Bayer Leverkusen ist mehr als in Frankfurt auf Ballbesitz und Ballsicherung angelegt. Denn das Risiko eines Ballverlustes ist bei langen Bällen relativ hoch. Hradeckys jetzige Aufgaben bestehen vor allem darin, als Ballverteiler das Spiel seitlich zu verlagern oder nach Möglichkeit überraschend einen flachen, klugen Pass auch mal durch engere Lücken in die Tiefe auf einen Angreifer oder Mittelfeldspieler zu spielen, um möglichst viele Gegenspieler gleichzeitig zu überspielen. Zweifelsohne sind solche Bälle mit einem gewissen Risiko verbunden, aber Trainer Bosz fordert diese Bälle. Das Spiel in Frankfurt hingegen war auf schnelles Konterspiel auf das starke Sturm-Dreigestirn Jovic, Haller und Rebic ausgerichtet.

Vorteile der neuen Spielweise

Diese vielfältigen Aufgaben im Bayer-Spiel immer gut zu meistern, ist eine hohe Anforderung an Lukas Hradecky. Umso mehr, weil der finnische Nationaltorhüter bisher nicht als Torhüter galt, dessen Stärken im Offensivspiel liegen, sondern eher in der Zielverteidigung. Wie gut der 30-jährige Schlussmann diese für ihn ungewohnten Aufgaben bewältig, ist erstaunlich, auch wenn er in punkto Passgenauigkeit noch zulegen kann. Aber Hradecky wäre nicht Hradecky, würde er die Anforderungen von Peter Bosz Spielidee an ihn nicht positiv annehmen und direkt das Positve sehen würde, die das dauernde Mitspielen für ihn bringen: „Es hilft bei den normalen Torhüteraufgaben, dass man ständig im Spiel und so in der Konzentration bleibt.“

Offenheit und Lernbereitschaft sind entscheidend

Für seinen Torwarttrainer David Thiel liegen die Entwicklungen des Finnen auch in nicht unwesentlichem Maße im Charakter des 30-Jährigen begründet: „Lukas ein sehr offener Typ ist, der erkannt hat, dass er sein Torwartprofil weiter schärfen kann, wenn er sich auch in diesem Bereich noch verbessert. Daher ist er sehr aufnahmebereit, was für Entwicklungen unabdingbar ist. Der Rest verbessert sich über stetige Arbeit, Mut und Geduld, denn Nichts geht von heute auf morgen. Und manchmal klappt auch mal etwas nicht und dann muss man halt wieder aufstehen und weiter geht´s". Diese Offenheit und Lernbereitschaft des Keepers, gepaart mit der Kompetenz seines TW-Trainers David Thiel und dem Vertrauen von Bayer-Cheftrainer Bosz auch nach Fehlern, haben Hradecky zu dem gemacht, was er im Moment ist: Zum aktuellen Top-Torhüter der Bundesliga, wie die Torhüter-Rangliste des „kicker“ zeigt.

Blickpunkt 1. BundesligaLukas HradeckyBayer 04 Leverkusen

Artur Stopper

Artur Stopper

Mit über 25 Jahren Erfahrung als Torwarttrainer weiß Artur, wie Torhüter ticken. Deshalb bevorzugt er Themen, die die Welt der Torhüter ausmachen: Vereinswechsel, Tiefschläge, Pechsträhnen, Höhenflüge, Emotionen, Ersatzbank, Halbgötter, Erfolge.

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